RRK Intern

Böhmische Dörfer

30.04.2025

Die Kulturfahrt des RRK in die nördliche Oberpfalz und nach Böhmen

Von böhmischen Dörfern spricht man gemeinhin, wenn einem Orte unbekannt sind, auch wenn sie nicht oder gerade in Böhmen liegen. Dabei lag das Gute in diesem Fall so nah, daß man den Zielort schon nach zwei Stunden hätte erreichen können, was zu der neuen Variante bei einer Kulturfahrt führte, schon bei der Anreise eine erste Besichtigung einzuplanen. Die Wahl fiel auf Parkstein, einen Ort, der sich um einen erloschenen Vulkankegel ausgebreitet hat, auf dem früher sogar eine Burg thronte, heute aber nur noch eine Kapelle zu sehen ist. Faszinierend sind jedoch die Basaltformationen, die von der vulkanischen Tätigkeit übriggeblieben sind. Das Nähere erfuhren wir durch eine sachkundige Führung und den Besuch des Vulkan-Museums, in dem sogar ein Vulkanausbruch simuliert wurde.

Am Rande erfuhren wir auch etwas über die Musiker-Familie Strauß, stammte doch der Vater von Richard Strauß, Franz Josef Strauß, aus eben diesem Ort: Parkstein.

Etappenziel war an diesem Tag das Kloster Waldsassen, wo wir im Gästehaus St. Joseph untergebracht wurden und uns alsbald zum gemeinsamen Abendessen zusammensetzten. Da bei diesen Unternehmungen immer wieder Mitglieder auftauchen, die man das Jahr über nur selten im Bootshaus antrifft, gab es viel zu erzählen, so daß am Ende sogar der beste Tropfen, die Graue Eminenz, ausging.

Für den Samstag war ein anspruchsvolles Programm vorgesehen, das mit der Besichtigung der Bibliothek des Klosters Waldsassen begann. Erst als alle „in die Puschen“ gekommen waren, durften wir die Bibliothek betreten, die mit einer Überraschung aufwartete: es gab keine Bücher. Nicht nur der von Karl Stilp, Jakob Appiani und Karl Hofreiter gestaltete Bibliothekssaal, auch die Bücher sollten einer Renovierung (und Digitalisierung) unterzogen werden. Zum Glück ist der Saal schon wegen der von Karl Stilp geschnitzten Karyatiden, sehenswert, die verschiedene Spielarten des Hochmuts verkörpern und zur Demut gemahnen.

Das nächste Highlight war die von Georg Dientzenhofer gestaltete Dreifaltigkeitskirche, die Große Kappl, die nur wenige Kilometer von Waldsassen entfernt ist, dort, wohin man früher das Vieh des Klosters auf die Weide getrieben hat. Um den Mönchen, die das Vieh betreuten, den Weg zu den Gebeten ins Kloster zu ersparen, errichtete man ein Kreuz auf dem Glasberg, wo die Mönche beten konnten. Als dieses auch von anderen Gläubigen Zulauf bekam, errichte man zunächst eine Kapelle, die 1685 bis 1689 von Georg Dientzenhofer durch die Kappl ersetzt wurde, die nicht zuletzt durch ihre exponierte Lage als eines der Wahrzeichen des Stiftslandes gilt.

Nach einer ca. einstündigen Busfahrt erreichten wir das Kloster Speinshart, wo wir uns zunächst im Kloster-Gasthof stärkten, während draußen eine Hochzeit von „Feuerwehrlern“ vonstatten ging. Die Führung durch das Kloster war zweigeteilt, unterscheidet man doch zwischen dem Klosterdorf und dem eigentlichen Kloster, das von Prämonstratensern bewohnt und verwaltet wird.

So wurden wir zunächst in die wechselvolle Geschichte des Klosters Speinshart eingeführt, das auf das Jahr 1145 zurückgeht, dessen Kirche jedoch im Zuge der Barockisierung 1691 bis 1695 von der Baumeisterfamilie Dientzenhofer neu errichtet wurde. „Den Innenraum der Klosterkirche haben die Brüder Carlo-Domenico und Bartholomeo Lucchese aus dem Tessin mit ihrer Werkstatt gestaltet.“

Dazwischen lagen 1557 die Aufhebung des Klosters im Zuge der Reformation und 1661 die Wiederbesiedelung durch Prämonstratenser aus dem oberbayerischen Steingaden.

Nach mehreren Bränden (1705, 1736 und 1746 – an letzteren erinnern die Chronogramme), erfolgte 1803 die Säkularisierung des Klosters und 1921 der Rückkauf und die Wiederbesiedlung des Klosters durch das Stift Tepl in Böhmen. Seit 1986 arbeitet Speinshart daran, den historischen Gesamteindruck im Klosterdorf wieder herzustellen. Nicht unerwähnt soll die zwischen 1747 und 1752 errichtete Wieskapelle bleiben, die als Totenkapelle konzipiert war, lange zweckentfremdet wurde und heute für kulturelle Veranstaltungen genutzt wird.

Die eigentliche Klosterführung begann mit der Geschichte  des Norbert von Xanten, der den Prämonstratenserorden 1121 in Prémontré gegründet hat. 1145 erfolgte die Gründung von Kloster Speinshart.

1126 wird Norbert Erzbischof von Magdeburg. 1132/33 unternimmt er mit Kaiser Lothar einen Romzug, auf dem er sich mit Malaria infiziert, geschwächt zurückkehrt und 1134 in Magdeburg stirbt. Am 28. Juli 1582 wird er von Papst Gregor XII. heiliggesprochen. Als Magdeburg protestantisch wird, überträgt der Orden 1626 Norberts Reliquien in eine Kapelle der Abteikirche Strahov in Prag. Norbert von Xanten ist seither Patron von Böhmen.

Böhmen war unser Ziel am dritten Tag, genauer gesagt: Loket oder Elbogen, benannt nach einer Spitzkehre des Flusses Eger unterhalb der imposanten Burg, unweit von Karlsbad, den meisten unserer Reisegruppe wohl unbekannt, dabei handelt es sich durchaus um einen geschichtsträchtigen Ort, der z. B. mit dem Namen Kaiser Karls IV. verbunden ist. 1227 wird Loket zum ersten Mal urkundlich erwähnt.

Die ursprünglich romanische Burg wird im 13. und 14. Jh. gotisiert und später für die Familie Schlik im Stil der Frührenaissance erweitert. 1602 fällt die Burg an die Stadt und wird vernachlässigt. 1797 bis 1822 wird sie zum Staatsgefängnis umgebaut und erfüllt diese Funktion bis 1948. Erst 1992 gelangt die Burg wieder in den Besitz der Stadt Loket.

Geschichten ranken sich auch um das Hotel Weißes Ross, in dem Johann Wolfgang von Goethe, häufiger Gast in Karlsbad, 1823 seinen 74. Geburtstag feierte und dabei um die Hand der 19jährigen Ulrike von Levetzow anhielt. Deren Mutter aber soll nach den Worten der Fremdenführerin gesagt haben: „Erst wollte er meine Mutter heiraten, dann mich und jetzt eine meiner Töchter. Soweit kommt’s noch!“ Enttäuscht kehrte Goethe nach Karlsbad zurück. Die Szene ist auf der Veranda des Hotels U bilého Koné dargestellt.

Am 8. Mai 1945 wurde in diesem Hotel unter den Augen von US-General George A. Taylor die Kapitulationsurkunde für das XII. Armeekorps von General Herbert Osterkamp unterzeichnet, der anschließend in amerikanische Gefangenschaft ging.

Abschließend bestaunten wir noch die größte Kur-Trinkbechersammlung und beendeten damit unseren an Eindrücken reichen Besuch in Loket/Elbogen, das nun für uns kein „böhmisches Dorf“ mehr ist.  Den Organisatoren Herta und Klaus Ruprecht sei gedankt, vor allem Herta, die letztlich die Führung der Gruppe alleine bewältigen mußte, da Klaus wegen einer Fußverletzung gar nicht an der Fahrt teilnehmen konnte. Doch Herta erledigte den Job so souverän, daß sie auf das Hilfsangebot von Hans kaum zurückgreifen mußte. Chapeau!

Text und Fotos: R. F. Dietze

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Dr. Rudolf F. Dietze
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