RRK Intern

Die deutsch-ungarische Wanderfahrt auf Theiß und Bodrog

31.08.2025

Nach einer mehrjährigen Pause konnte in diesem Jahr die Reihe unserer gemeinsamen Wanderfahrten mit dem Gaja Evezös Túraklub Budapest mit einer Wanderfahrt auf der Oberen Theiß und dem Bodrog fortgesetzt werden, die nur dadurch realisiert werden konnte, daß sich Hans und Karin Thumann auf die Organisation vor Ort durch unsere ungarischen Freunde Éva Varga, Andrea Nozdroviczky und András Megyesi-Jeney stützen konnten. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, daß dieses deutsch-ungarische Gemeinschaftsprojekt nicht zum Erliegen kam. Mag auch das ungarische Team bedauerlicherweise abgeschmolzen sein, so war der Zuspruch vonseiten des RRK mit 26 Teilnehmer*innen von jung bis 80 umso größer, so daß zusätzlich zum Klubbus, der den Hänger mit den fünf Vierern zog, zwei weitere Leihbusse erforderlich waren, um die komplette Crew die rd. 1000 km in den östlichsten Winkel von Ungarn zu transportieren.

Ein Zwischenstopp mit Übernachtung war in Hegyeshalom gleich hinter der ungarischen Grenze vorgesehen. Von dort bot sich der Besuch von Mosonmagyaróvár an, das manche schon von früher kannten und wo man im Haus der ersten Druckerei – heute ein Restaurant – auch auf die andere Busbesatzung traf. Der anschließende Spaziergang führte zur Burg, die heute die Landwirtschaftliche Fakultät der Széchenyi-Universität beherbergt. Ein Bus verfehlte bei der Rückfahrt zum Paprika Hotel die richtige Abzweigung und wäre beinahe aus Versehen nach Deutschland zurückgekehrt, wurde aber von nachsichtigen Grenzbeamten wieder auf den rechten Weg gebracht.

Schlimmer erging es der Besatzung des dritten Busses, der anderntags bei der Weiterfahrt nach Vásárosnamény  mitten in Budapest mit einem Defekt liegenblieb, der nicht sofort behoben werden konnte, so daß die Besatzung in einem Hotel in Budapest übernachten mußte und so den ersten Rudertag von Szatmárcseke nach Vásárosnamény  versäumte.

In unserem ersten Quartier, einem Freizeitzentrum in Vásárosnamény, wurden wir von Éva, András und seinem Sohn Bence empfangen und willkommen geheißen. Wir bezogen unsere Hütten und begossen dann mit Unicum und Sauvignon Blanc die langjährige Freundschaft. Zum Abendessen folgten wir Évas Empfehlung zu dem besten Fischrestaurant am Platz.

Anderntags brachen wir auf nach Szatmárcseke, das dicht an der ukrainischen Grenze liegt und ruderten die erste 35 km-Etappe nach Vásárosnamény, wo wir an einem schönen Badestrand anlegen konnten. Nicht ganz so komfortabel war es beim Anlegen an einer Sandbank zur Mittagspause, wo man im weichen Boden versank, ehe man den schmalen Schattenstreifen am Ufer erreichte. Der Fluß stellte insofern eine Challenge dar, als  man auf Untiefen, Steine und Baumstämme achten mußte. Ansonsten bot die Theiß wenig Abwechslung: hohe Bäume und unzugängliche Ufer verstellten den Blick auf die umgebende Landschaft, Vögel waren kaum zu sehen, auch gab es keinen Boots- oder Schiffsverkehr.

Das änderte sich am nächsten Tag bei der 35 km-Etappe von Vásárosnamény nach Tiszamogyorós, die auch von vielen Kanuten befahren wurde. Die Mittagsrast auf einer morastigen Sandbank war nur ein Vorgeschmack auf die Anlegestelle vor der Fähre von Tiszsmogyorós, wo es einem buchstäblich die Wasserschuhe auszog, wenn man aus dem Boot stieg. Doch hier war unser neues Quartier: fönix kemping, wo wir auf etwas bescheidenere Hütten als in Vásárosnamény verteilt wurden. Für das Abendessen hatte Edeltraut im Nachbarort Mándok zwei Lokale ausfindig gemacht, wo wir uns aber in einem technisch überfordert fühlten, weil wir unser Mahl per Facebook hätten auswählen und bezahlen sollen. Auf solchen technischen Fortschritt waren wir nicht vorbereitet und auch nicht bereit, uns darauf einzulassen. In dem anderen Lokal war es dann umso gemütlicher, auch wenn es sprachlich so manche Hürde zu überwinden galt.

Entlang der ukrainischen Grenze

Auch die dritte 35 km-Etappe von Tiszamogyorós nach Tuzser bot landschaftlich wenig Abwechslung, obwohl die Route teilweise entlang der ukrainischen und der slowakischen Grenze führte. Eine Zoll-Station war der einzige Hinweis darauf, daß man sich in einem Grenzbereich befand. Hatte man beim Einsetzen und Besteigen der Boote auf Wasserschuhe verzichtet, um sie nicht in der „Lätt’n“ zu verlieren, so war das Anlegen am Badestrand in Tuzser problemlos. Auch konnten dort die Boote gut gelagert werden. Die Busse brachten uns zurück nach Tiszamogyorós, wo die Vorbereitungen für ein von den „Jungen Wilden“ organisiertes Grillfest in vollem Gang waren. Sie hatten den Landdienst dazu genutzt, alles Nötige einzukaufen und dabei sogar Einzelwünsche und Vorlieben berücksichtigt. Bald war eine lange Tafel auf dem Campingplatz aufgebaut, an dem alle Platz und ihr bevorzugtes Gericht fanden – auch das Ehepaar Perdreau-Strohmeier, das die Tour mit dem Wohnwagen begleitete. Es sind Abende wie dieser, die von so einer Wanderfahrt im Gedächtnis bleiben.

Anderntags standen die 25 km-Etappe von Tuzser nach Dombrád und der Umzug nach Dombrád bevor, wobei sich immer wieder neue Zusammensetzungen der Hausbesatzungen ergaben. Das Einsetzen der Boote verlief problemlos; anders verhielt es sich mit dem Steg beim Anlanden in Dombrád, der ein Aussteigen trockenen Fußes versprach, der sich aber bis knietief absenkte, sobald man ihn betrat, was auch das Bergen der Boote zu einer Herausforderung machte.  Die nachfolgenden Boote wurden entsprechend vorgewarnt.

Die Quartiere in Dombrád waren ansprechender als in den Orten davor. Auch gab es in dem Freizeitpark ein Restaurant, wo wir ein gemeinsames Abendessen einnehmen konnten. Doch dann stand mit der längsten Ruderetappe von 47 km  auch schon wieder  der Umzug nach Tokaj bevor, wo wir freilich mit ausgezeichneten Quartieren belohnt wurden, auch wenn man sich die Häuser mit vier Personen teilen mußte. Respekt all denen, die diese Etappe bei der unbarmherzigen Hitze gerudert sind. Die meisten spielten ihre Leistung herunter. Es sei nicht weiter schlimm gewesen.

In Tokaj, eigentlich auf dem Campingplatz in Rakamaz am Zusammenfluß von Theiß und Bodrog, erwartete uns unsere Ruderkameradin Andrea Nozdroviczky mit ihrem Partner Gabor, der bereits am offenen Herd stand, wo er in einem großen Kessel Letscho zubereitete.  Rasch waren wieder Tische zu einer langen Tafel zusammengestellt, wo man Letscho und Letscho vegan verkosten konnte. Auch für die landestypischen Getränke war gesorgt.

Hans nutzte die Gelegenheit, sich bei unseren ungarischen Freunden für die Organisation der Tour mit Poloshirts des RRK zu bedanken, die großen Anklang fanden. Zugleich sprach er davon, daß die Anschaffung eines neuen Bootes geplant sei, das auf den Namen Tisza oder Theiß getauft werden soll, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß unsere ungarischen Freunde als Taufpaten nach Regensburg kommen werden.

Sonntag war Ruhetag, so daß man die Stadt in Augenschein nehmen konnte, in der großflächig saniert und renoviert wird. Ganze Straßenzüge waren eingerüstet. Im besten Café des Ortes konnte man in kürzester Zeit nach und nach die komplette deutsch-ungarische Crew vorüberziehen oder einkehren sehen. Für den Abend hatte Andrea eine Weinprobe in einem Nachbarort organisiert, der sich der Autor aber entzogen hat. Die Teilnehmer*innen, die sich zu dem Event äußerten, waren des Lobes voll.

Auf dem Bodrog von Tokaj nach Sárospatak

Anderntags standen der Umzug und die 37 km-Etappe auf dem Bodrog nach Sárospatak bevor, die sich deutlich von den Etappen auf der Tisza unterschied, ist doch der Bodrog mit seinen Teppichen von Teichrosen und vereinzelten Seerosen und Ständen von Pfeilkraut und hohem Schilf wesentlich lieblicher und auch offener, so daß man Ortschaften, Hügel und Weinberge sehen kann. Ziemlich auf halber Strecke bot sich der Ort Oliszliska zur Mittagsrast an. Strömung und Gegenwind ließen die Strecke länger erscheinen als erwartet, doch hoffte man, die Rückfahrt nach Tokaj am nächsten Tag umso schneller zurücklegen zu können.

In Sárospatak haben wir die Boote beim Bootshaus der „Reformierten“ abgelegt und ließen uns dann zu den Quartieren auf einem Campingplatz fahren, wo der Landdienst – großes Lob – das Gepäck schon auf die einzelnen Häuser verteilt hatte. Abends fuhren wir in die Stadt, um mit den Ungarn zu Abend zu essen. Doch als wir den Bus geparkt hatten, waren sie nicht mehr zu sehen, so daß wir uns allein im Restaurant Collegno wiederfanden.

Auch am letzten Rudertag hat uns das Wetterglück nicht verlassen, so daß wir die Tour bei Sonnenschein beenden und die Boote in aller Ruhe verstauen konnten. Das Abschiedsessen fand mit allen gemeinsam auf der Terrasse des Restaurants Csarda auf der Tokajer Seite mit Blick auf die Bodrog-Mündung statt. Auch auf dem Campingplatz saß man in Grüppchen noch lange beisammen, um nicht zu früh in die Hütten mit den Stockbetten einziehen zu müssen. Der Abschied von unseren Freunden war herzlich und schmerzlich zugleich.

Einzeln traten die drei Busse anderntags die Heimreise an, für die eine letzte Übernachtung in Györ vis-à-vis des alten Bootshauses, geplant war. Es blieb genügend Zeit für eine ausführliche Erkundung der Stadt und ein gepflegtes Abendmahl am Ufer der Rába. Den Rest der Strecke legten unsere routinierten Fahrer am nächsten Tag mit einer Pause in sechseinhalb Stunden zurück.

Statt eines Geschenks für Hans und Karin, die diese Wanderfahrt mit unseren ungarischen Freunden organisiert haben, entschied sich die Crew für eine Spendenaktion zugunsten eines neuen Vierers, der zur bleibenden Erinnerung an diese Fahrt von unseren ungarischen Freunden auf den Namen Theiß oder Tisza getauft werden soll – eine Idee, die von der Fahrtleitung ausdrücklich begrüßt und gutgeheißen wurde. Unser Dank gilt Éva, András, Andrea und Gabor für die Organisation vor Ort, die wir aus der Ferne und wegen sprachlicher Hürden nicht hätten leisten können. Respekt gebührt András’s Sohn Bence, der sich bei dieser Wanderfahrt bewährt und seine ersten Sporen verdient hat. Wir hoffen, ihn bei weiteren gemeinsamen Unternehmungen wiederzusehen.

Text und Fotos (außer 2, 5, 6, 10, 13, 19 und 22) R. F. Dietze

 

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