RRK Intern

Im Kirchboot auf dem Bodensee:

08.06.2022

Eine bayerisch-baden-württembergische Wanderfahrt

Fast könnte man etwas großspurig hinzufügen „mit internationaler Beteiligung“, denn eine Teilnehmerin aus den USA hatte ihre Reise exakt so geplant, um diese Wanderfahrt auf dem Bodensee (ihre erste Bootsfahrt) miterleben zu können, da solche Unternehmungen in ihrer Heimat unüblich sind.

Der erste Tag (Himmelfahrt) war in mehrerer Hinsicht anspruchsvoll, da erst einmal die 350 km von Regensburg nach Konstanz (über Meersburg mit der Fähre) und der Feiertagsverkehr mit Stop-and-Go-Verkehr entlang des Bodensees bewältigt werden mußten, worauf es direkt zum Wassersportgelände der Uni Konstanz ging, wo das Kirchboot eingelagert war. Offenbar war es seit Jahren nicht mehr bewegt worden, denn die Bremse blockierte, so daß das Boot mit Muskelkraft nicht zu bewegen war. Erst unter Zuhilfenahme eines Kraftfahrzeugs war es möglich, das schwere Boot aus seinem unzugänglichen Versteck zu ziehen und unter der sachkundigen Anleitung von Ruderkamerad Dr. Rudolph startklar zu machen und zu Wasser zu bringen.

Nach einer kurzen Phase, die an das Stäbchenspiel Mikado erinnerte, stellte sich alsbald eine gewisse Harmonie im Bewegungsablauf ein, der sich z. B. darin vom Rudern im Gig-Boot unterscheidet, daß man mit stehendem (senkrechten) Blatt rudert, also nicht abdreht. Wasser- und Windbedingungen ließen es zu, das gegenüberliegende Ufer mit Überlingen anzusteuern – vorbei an der Insel Mainau, auf der an diesem Wochenende das große Inselfest gefeiert wurde. Auf der Rückfahrt lief das Boot schon recht ordentlich. Man war sozusagen für die folgenden Tage eingestimmt.

Der Einsatz aller und aller Kräfte war gefragt, um das Boot nach der Rückkehr wieder an Land zu ziehen und sicher zu verankern. Erst dann konnte das Quartier, das Hotel Waldhaus Jakob, angefahren und bezogen werden. Das dort geplante gemeinsame Abendessen mußte in das Lokal Terrazza verlegt werden, wo wir gut bewirtet wurden.

 

 

Herrlicher Sonnenschein und warme Temperaturen erwarteten uns am zweiten Tag. Ein türkisblaues Wasser und die weißen Tupfer der Segelboote erfreuten das Auge, als wir gegen 10:00 Uhr in See stachen. Neben den 14 Ruderern und Ruderinnen waren zwei Steuerleute und ein „Kielschwein“ an Bord. Wir fuhren quer über den See zu den Pfahlbauten von Unteruhldingen. Die Rekonstruktion der stein- und bronzezeitlichen Holzhäuser hinterließ gerade vom Wasser aus einen beachtlichen Eindruck.

Inzwischen hatte der Wind aufgefrischt und wir hatten mit ziemlich großen Wellen zu kämpfen, die bei der Weiterfahrt Richtung Westen nach Überlingen die Fahrt etwas abenteuerlich gestalteten. So erwies sich das Anlegen an einem an sich idealen Steg als schwierig. Hier zeigte sich auch, dass die Kommunikation zwischen der Steuerfrau und den Bugleuten akustisch ein Problem war.

Malerisch war die Vorbeifahrt an Überlingen und die Mittagsrast am gegenüberliegenden Ufer. Eine Brotzeit am Badekiosk, ein Sonnenbad und für manche auch eine Abkühlung im Wasser des Bodensees ließen uns wieder Kräfte tanken, so dass wir die Rückfahrt an der Insel Mainau vorbei genießen konnten.

Der Abend stand „zur freien Verfügung“. Einige speisten im Biergarten vorm Hotel, die anderen fuhren mit dem Bus in die Altstadt von Konstanz. Eine sommerliche Atmosphäre an der Seepromenade, studentisches Treiben in den mittelalterlichen Gassen und einige Gläschen Wein sorgten für gute Stimmung.

 

Am Samstag hatten wir das Boot noch schneller im Wasser, es ging durch Konstanz zur Insel Reichenau. Erstaunt waren wir, dass das Wasser, das durch Konstanz in den Untersee führt, eine gewisse Strömung aufzeigt und wie ein Fluss wirkt. Es ist ja auch Rheinwasser, das durch den Bodensee fließt! Viele Vögel begleiteten uns am Wollmatinger Ried und spannend wurde es am schmalen und seichten Durchstich zur Insel Reichenau. Diese Passage bewältigen wir in beiden Richtungen aufgrund der Steuerkünste unserer württembergischen Ruderkameraden mit Bravour. Auf der Insel Reichenau erhielten wir zumindest eine Ahnung von der mittelalterlichen klösterlichen Vergangenheit. Heute dominieren der Gemüse- und Weinanbau, sowie der Fischfang.

Auf der Rückfahrt forderten Wind und Wellen unsere Kondition und wir waren froh, nicht mit unseren Gigbooten unterwegs zu sein. Das Kirchboot erwies sich zum Glück als ziemlich „wellentauglich“.

 

Der letzte Tag der Wanderfahrt verlief quasi spiegelbildlich zum ersten Tag, denn nun wurde vormittags gerudert, worauf die lange Heimfahrt angetreten werden mußte. Eigentlich war eine Tour nach Kreuzlingen via Konstanz vorgesehen, doch die Wettervorhersage ließ es als fraglich erscheinen, ob diese Strecke bewältigt werden könnte. In der Tat zogen dunkle Wolken auf, als wir gerade den Hafen von Konstanz mit der imponierenden „Imperia“ und dem Stadtpanorama vor uns hatten, so daß eine Weiterfahrt nach Kreuzlingen nicht mehr ratsam schien. So wendete man und nahm Kurs auf das Hörnle, wo eine Gaststätte zum Verweilen einlud. Kaum hatte man diesen „sicheren Hafen“ erreicht und das Boot gesichert, fielen auch schon die ersten Regentropfen. Trotzdem konnten wir nach einer Stärkung und willkommener Pause die Fahrt ohne Regen, aber bei rauher See fortsetzen und beenden. Bei leichtem Regen folgte dann die Bergung des Bootes und die Vorbereitung (sprich: Reinigung) des Bootes für die Abnahme.

Am Ende der ungewöhnlichen Wanderfahrt mit dem Kirchboot bedankte sich die gemischte Crew bei Dr. Werner Rudolph für die sachkundige Führung und bei Edeltraut Weigert, die die aufwendige Planung und Organisation gestemmt hatte.            R.F. Dietze und Michael Plank

 

 

 

 

Fotos: Nancy und R. F. Dietze

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